Kinder zwischen "gesunder Schnitte" und krankem Geschmack
Gerhard Spitzer, als Erziehungsberater auch in Ernährungsfragen fit, kocht zum Schwerpunkt-Thema gewohnt scharfzüngig auf.
"Wäääh, das schmeckt mir nicht!" mäkelt Frank schon wieder lautstark. "Ich will zum Burger-Däcki!" Das ist sein Lieblings-Fast-Food-Schuppen um die Ecke! Am Liebsten ginge er da jeden Tag hin. Zweimal! Und Frühstücken auch! Spielsachen gibt's da zur "Kids-Tüte" und bunte Quasi-Milch-Shakes als Beilage zum Burger! Lecker! Und so nahrhaft! Aber naja... diese Lieblings-Mahlzeiten sieht man Frank leider auch schon an. XXL ist seine Hosengröße derzeit! Mit sieben Jahren! Fragt man ihn aber, wie oft er denn das ungenießbare Essen seiner Mami schon gegessen hätte, maunzt er kläglich: "Noch nie!" "Toll, Kleiner!" denke ich und muss an mich halten, "und woher weißt du dann, dass es nicht schmeckt?" Ach! Ist doch egal!
Wiederholungstäter
Aber Franks Mama ist es hoffentlich nicht egal, wenn ich einen pfiffigen Denkanstoß für sie zubereite: Wann zeigen Kinder eigentlich ein Fehlverhalten? Erraten sie es schon? Richtig: Wenn es schon einmal funktioniert hat! Das trifft natürlich auf alle pädagogisch verwertbaren Situationen zu, aber wohl besonders auf das Essverhalten. Das Genörgel bei Mamas Standard-Ernährung ist sicherlich nur in den seltensten Fällen ein Qualitätsurteil! Es ist bloß kindlich-geniales Einfordern eines Verhaltensmusters, das schon mal bestens hingehauen hat: Franks Mutter geht nämlich nach seinen Ablehnungsorgien zumeist brav mit dem kleinen Sonnenschein um die Ecke auf ein leckeres Kids-Menü! Daheim vergammeln dann die köstlichen Frikadellen mit Möhrengemüse. War ja nur ein Versuch, Kleiner! Tschuldigung!
Stärkung
"Satter gehts wohl nimmer! Geschmackloser aber auch nicht!", denke ich oft unverschämt, wenn ich Kinder allen Alters durch die Scheiben irgendeines Junk-Food-"Restaurants" wahrnehme! Dem Himmel sei Dank, dass ich diese Szenen nicht von drinnen sehen muss: Irgendwie ist es nämlich interessant, dass meine Kids absolut nie Lust auf Styropor-Laberln & Co haben.
Wussten Sie eigentlich, dass der Begriff "Restaurant" von der französischen Substantivierung des Wortes "restaurer", also "wiederherstellen", "stärken" kommt und das Wort eigentlich ausschließlich Synonym für "gehobene Gaststätte" ist? "Fast food Restaurant" ist also ein geradezu fetter Widerspruch in sich. Finden Sie nicht? Aber stimmt: Man wird schon irgendwie gehoben. In den siebten Himmel des verlorenen Geschmacks nämlich. Denn genau diese Art von Essen, sofern es annähernd regelmäßig verabreicht wird, trainiert den natürlichen Geschmack, vor allem aber das natürliche Sättigungsgefühl unserer lieben Kleinen ganz und gar nicht. Das wurde sogar wissenschaftlich erforscht. Mittlerweile haben viele Ernährungsforscher, genau wie ich, starke Zweifel, dass unsere Kinder durch Junk-Food wirklich "restauriert", "wiederhergestellt", oder gar "gestärkt" werden könnten!
Aber ich schweife ab und bin außerdem mal wieder ziemlich ungnädig. So kanns nicht weiter gehen mit mir, liebe Karlsruher Kind-Leserinnen und -Leser! Haltet mich auf! Doch das bleibt ein frommer Wunsch. Denn leider: So schreibt das Leben nicht. Also geht es doch so weiter...
Rundum gesund?
Während Sebastian zufrieden seine dritte Zwischendurch- Schnitte mit der "extra Portion" Milch-Weißmacher reinschiebt, darf Sabrina auch heute wieder in die übervolle Family-Naschlade greifen: "Aber nicht zu doll, Schatz!" flötet Mama aus der Küche, "wir essen gleich!"
"Wie jetzt?", denke ich, "Wenn ihr doch eh gleich esst...?" Ach! Ist doch egal! Auch Sabrina und Sebastian tragen schon schicke XXL-Mode!
Schluss jetzt!
Wie war das noch mit meinem Anspruch auf "positive Sichtweisen?" Sind die mir etwa in einer geschmacklosen und überzuckerten Welt schon abhanden gekommen? Mit anderen Worten: Bin und schreibe ich nun auch schon geschmacklos?
Ja, wahrscheinlich! Denn da fällt mir doch noch die 11-jährige Jessica aus unserem Kinder-Camp ein: In einem tollen Gästehaus waren wir da! Mit ebenso toller, will sagen reichhaltiger Verpflegung. "Ich hab Hunger, wann gibts was zu futtern?", mault Jessica unvermittelt. Im ersten Moment denke ich, mich hätte ein Pferd getreten. Da verlangt doch tatsächlich ein Kind Nahrung von mir, obwohl wir kaum 40 Minuten zuvor ein Mittagessen mit Suppe, Fleischgericht und Pudding gehabt hatten. Jessica, unweit von mir am Tisch, hat dabei kräftig zugelangt. Ich hab#s gesehen! Und nun: Ruf nach Nahrung! Gut, die Kleine wiegt, wie ich erfahre, etwa 68 Kilo. Da muss schon was rein, denke ich. Was mich aber mehr bedrückt, ist ihr sonstiger Lebensrhythmus: Bis zu sechs mal am Tag gibt es daheim "kleine Mahlzeiten". Das hat Mom mal wo gehört: Fünf kleine Mahlzeiten am Tag seien gesünder. Plus einer Sicherheitsportion halt. Und die Naschlade ist sowieso immer offen. Hunger ohne Unterbrechung! Ob Jessica deswegen dauernd so missmutig, oder wie man bei uns sagt: "angefressen" wirkt? Hätte das Mädchen vielleicht für sich eine andere Ernährung gewählt?
Bunte Wahl
Ein deutsches Institut hat Tests mit Kindergartenkindern ab drei Jahren gemacht und dabei festgestellt: Die Wahl der Minis fiel keineswegs auf ultra- süß, mega-salzig, oder gar den neuen Geschmack "umami", sondern hauptsächlich auf "bunt" und "knackig"! Toll, nicht? Die Natur hat also offensichtlich etwas ganz Anderes für uns zur täglichen körperlichen Wiederherstellung vorgesehen.
Schon schließt sich der Kreis: Wie soll Frank noch irgendetwas schmecken oder wertschätzen können, wenn sein Gaumen auf künstliche Aromastoffe mit ultra-süß-Beilage trainiert ist und kaum ein paar Tage lang aus diesem Trainings-Plan herauskommt? Und das beliebte Naschladen- Training bedarf wohl keinerlei pädagogisch- hintergründiger Analyse mehr, oder?vielleicht beizeiten an die interessante Kindergarten-Studie von vorhin und lassen Sie Ihr Kind auswählen, oder noch feinfühliger: beim Kochen mitmachen. Ein "Wääh, das schmeckt mir nicht!", wird dann eher zur Ausnahme werden. Probieren Sie ruhig ein paar "bunte Wahltage" und erkennen Sie, wie gezielt ihr Kind sein für´s eigene Körperchen wirklich "stärkendes Essen" auswählt.
Sie werden es mögen!
nach oben
Ein Jahrzehnt voller Begegnungen
DoDo blickt auf zehn erlebnis- und lehrreiche Jahre als Klinikclown zurück
Auch nach zehn Jahren ist Klinikclown DoDo alias Gert Oettinger von seiner Arbeit als Clown im Klinikum Karlsruhe hellauf begeistert. "Es ist ein Privileg im Rahmen meiner Tätigkeit zu erleben, wie sich Kinder auf eine oft unvorhersehbare Begegnung einlassen, wie Zuwendung und Wahrnehmung von ihnen durch Faszination und Freude belohnt werden", beschreibt der Klinikclown seine Erfahrungen aus den zurückliegenden Jahren. Immer wieder setzt es ihn in Erstaunen, wie die Figur des Clowns ihm Türen öffnet, die Erwachsenen normalerweise verschlossen bleiben. So kommt es Oettinger immer wieder wie ein kleines Wunder vor, mit welchem Selbstverständnis DoDo von den Kindern als Teil ihrer Kinderwelt akzeptiert wird. "Ich schlüpfe in diese Rolle und Kinder, die mir noch Minuten zuvor als Gert Oettinger, nicht einmal ansatzweise Beachtung schenkten, lassen mich einfach so in ihr Leben. Der Clown erfährt die neusten Geschichten, ist Spielpartner und Komplize." Erklären kann Oettinger sich dieses Phänomen nicht, aber es macht für ihn den Kern seiner Arbeit aus.
Seinen Angaben zufolge besuchte er in den zurückliegenden Jahren über 20.000 Kinder. Waren es zu Beginn nur wenige regelmäßige Besuche, so ist Dodo zwischenzeitlich ein fester Bestandteil des Klinikalltags. Inzwischen sind die Montage und die Mittwoche als Clowntage in der Kinderklinik des Klinikums fest etabliert. Zusätzlich sind seine neue Clown-Partnerin PEPA und er zweimal im Monat, immer dienstags, zu Besuch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. "Ab dem nächsten Jahr verbringe ich mehr Zeit als Klinikclown, als an meinem langjährigen Arbeitsplatz auf der Anästhesiologischen Intensivstation C010", stellt der gelernte Intensivpfleger fest.
Neben vielen spannenden Begegnungen und tollen Erinnerungen kann DoDo auch auf einen stattlichen Materialverbrauch zurückblicken. So wurden in den letzten zehn Jahren rund ein Kilometer Zauberseil zerschnitten, mehr als zweitausend Seifenblasen in Murmeln verwandelt und fast 30.000 Ballons entweder in Form oder zum Platzen gebracht. "Alles in allem ist es ein Geschenk für mich, dieser Arbeit nachgehen zu dürfen." Aber nicht nur die Tätigkeit als solche, auch die Rahmenbedingungen zur Ausübung seiner Beschäftigung sind seinen Angaben zufolge außergewöhnlich. "Daher bin ich dem Förderverein "Sonnenschein", der, unterstützt von den beiden onkologischen Fördervereinen, meine Arbeit seit Jahren finanziert, für sein unermüdliches Engagement sehr dankbar", unterstreicht Oettinger. "Der Umstand, als Clown nicht an der Klinik angestellt zu sein, gewährt mir den Freiheitsgrad, nur den Kindern und ihren Interessen verpflichtet zu sein", so der Clown abschließend
Einen kleinen Eindruck von DoDos Charme und Magie können sich Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren am 15. Januar ab 15 Uhr im Zentrum für Kinder und Frauen des Städtischen Klinikums Karlsruhe machen. Dort feiert DoDo anlässlich seines Jubiläums ein kleines Kinderfest. Mit von der Partie sind der Zauberlehrer Prof. Radalou und seine Clownpartnerin PEPA.
nach oben
Lebensmittel-Sicherheit
Dioxin-Eier, Schoko-Adventskalender mit Mineralölresten, Rückrufaktion wegen Metallstiften in Pizza, usw. Das Gefahrenpotential ist gestiegen durch Massenproduktion, weltweite Warenströme und Bevölkerungswachstum. Trotz strenger Vorschriften kommt es leider immer wieder vor, dass unsere Nahrung gefährlich ist und uns mehr schadet als nutzt. Schlimm, wenn wir das erst nach dem Verzehr merken. Schweinerei, wenn es andere bewusst in Kauf nehmen, nur um den eigenen Profit zu steigern. Im Mittelalter ging man mit solchen Übeltätern nicht gerade zimperlich um. Bäcker, die schlechtes Brot buken, wurden einige Male in Wasser oder in Unrat getaucht, zusätzlich von den Anwesenden mit Steinen beworfen und gedemütigt. Die Bandbreite reichte bis zur Todesstrafe (Pfählung und Ähnliches). Und heute? Im heutigen Rechtsstaat geht es natürlich gesitteter zu:
Allgemeine Kritik, Vergleiche und Bewertungen sind geschützt durch das Grundgesetz. Artikel 5 Abs.1 GG lautet: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten (...)". Trotzdem muss man aufpassen, was man sagt. Wer nämlich unwahre Tatsachen behauptet, muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Gezielte Boykott-Aufrufe können ein Eingriff in den "eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb" sein und zum Schadenersatz verpflichten. Für Wettbewerber gelten noch weitergehende Beschränkungen.
Der Staat hat eine Schutzpflicht gegenüber den Bürgern. Die Warnung vor verseuchten Lebensmitteln oder vor Gesundheitsgefahren, die von bestimmten Betrieben ausgehen, sind Maßnahmen der Gefahrenabwehr. Für diesen Bereich sind laut Grundgesetz die Länder zuständig. Der Föderalismus ist leider hinderlich, denn jedes Bundesland hat seine eigenen Behörden und unterschiedliche Polizeigesetze. Bundesweite Maßnahmen sind gewünscht, aber ohne (aufwändige) Grundgesetzänderung kaum möglich. Und: Alle Länder halten zu wenig Personal für diesen Bereich parat: Es sind einfach viel zu wenig Kontrolleure im Einsatz. Die frühzeitige Erkennung von Gefahren und die nachhaltige Bekämpfung der Ursachen sind so nicht gewährt.
Die neuen Internetportale könnten etwas bewirken (verbraucherinfo.ua-bw.de, lebensmittelwarnung.de, lebensmittelklarheit.de). Eine hübsche Idee, den Verbraucherschutz teilweise auf die Verbraucher selbst zu "delegieren". Jeder von uns ist jetzt ein "Kontrolleur". Wenn in einem Landstrich reihenweise die gleichen Erkrankungen auftreten, werden die Behörden hellhörig. Bei besonders schlimmen Verunreinigungen in Nahrungsmitteln haben die Betriebe jetzt nicht mehr nur Strafen und Bußgelder zu fürchten, sondern sie werden im Internet an den Pranger gestellt. Das hat im Mittelalter auch immer prima funktioniert...
Rechtsanwalt Dirk Vollmer
Fachanwalt für Familienrecht
Dr. Schneider & Partner
www.schneideranwaelte.de
nach oben